Infanterist der Zukunft – Erweitertes System Plus
Da Deutschland für die als Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) Land bezeichnete NATO Speerspitze im Jahr 2023 unter anderem zwei mit dem Schützenpanzer Puma ausgestattete Panzergrenadierkompanien zugesichert hat, wurden neben der Kampfwertsteigerung des Pumas auch umfassende Modernisierungs- und Digitalisierungsmaßnahmen des deutschen Soldatensystems Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ-ES) notwendig. Nachdem die Zertifizierung der VJTF 2023 (L) durch die NATO bereits im Jahr 2022 erfolgt, hat die Ausbildung mit den neuen Geräten und Fahrzeugen beim Panzergrenadierbataillon 112 in Regen schon begonnen.
Ein langer Weg
Bereits seit Ende der 1980er Jahre gab es in der NATO Überlegungen zu einem „Soldier Modernization Program“ (SMP) mit dem Ziel der Gewichtsreduzierung der Ausstattung sowie der Einbindung neuer Technologien zur Erhöhung des Einsatzwertes. Obwohl sich Deutschland bereits im Jahr 1991 verpflichtete, ein eigenes SMP zu initialisieren, vergingen noch dreizehn Jahre bis zur Bestellung der ersten 15 Ausstattungen „Infanterist der Zukunft – Basis-System“ (IdZ-BS) im Juli 2004.
Die Beschaffung des IdZ-BS erfolgte hauptsächlich zur Deckung des wesentlichen Anfangsbedarfs an Ausrüstung zur Steigerung von Überlebens-, Aufklärungs-, und Führungsfähigkeit abgesessener Kräfte sowie zur Befähigung zum Kampf unter allen Witterungs- und Sichtbedingungen bei laufenden Einsätzen. Das von EADS Defence & Security/Cassidian entwickelte IdZ-BS besteht überwiegend aus marktverfügbaren Commercial of-the-shelf (COTS)-Komponenten. Neu entwickelt wurden damals das Tragesystem mit der integrierten Führungsausstattung sowie die Schutzausstattung. Die mit dem IdZ-BS verbundenen funktionalen Einschränkungen wurden von der Bundeswehr zugunsten einer schnellen Verfügbarkeit und Einführung akzeptiert. Es kann davon ausgegangen werden, dass bis heute mehr als 280 Systeme für mehr als 2.800 Soldaten zur Deckung des kurzfristigen Bedarfs beschafft wurden. Parallel zur Beschaffung des IdZ-BS begann Rheinmetall Defence Electronics GmbH als Hauptauftragnehmer im August 2006 mit der Entwicklung des IdZ-ES. Das Erweiterte System stellte nicht einfach eine bloße Weiterentwicklung des ursprünglichen Basissystems dar, sondern zielte vor allem darauf ab, durch den Einsatz moderner Technologien die zehn Mann starke Infanteriegruppe mit ihrem Fahrzeug, wie dem Schützenpanzer Puma oder dem GTK Boxer, inklusive der Basisstation in die vernetzte Operationsführung einzubinden. Im Jahre 2009 erhielt Rheinmetall den Auftrag zur Entwicklung eines Vorseriendemonstrators (VSD) des IdZ-ES. Nur ein Jahr später, im Juni 2010, fand auf dem Truppenübungsplatz Daaden eine amtsseitige Untersuchung der Bekleidung sowie der Schutz- und Trageausstattung statt. Auf der Militärfachmesse Eurosatory im Juni 2010 in Paris wurde das Erweiterte System erstmals einem breiten Fachpublikum vorgestellt. Im November 2010 folgte die Erprobung der Führungs- und Kommunikationsmittel. Ende Juni 2011, nach der Beauftragung des taktisch-operativen Teils der Einsatzüberprüfung durch den General der Infanterie, wurde der erste Vorseriendemonstrator des IdZ-ES für eine Gruppe von zehn Soldaten ausgeliefert. Von Juli 2011 bis März 2012 erfolgte mit Angehörigen der Panzergrenadier- und Fallschirmjägertruppe die Einsatzüberprüfung des IdZ-ES in Deutschland, Spanien, Österreich und Schweden. Ergänzt wurde all dies durch eine Integrationsuntersuchung an der Wehrtechnischen Dienststelle 41 in Trier. Nach der Vorlage der Ergebnisberichte und Protokolle billigte der General der Infanterie letztendlich am 12.04.2012 die neue Ausstattung. Nur zwei Monate später, im Juni 2012, erhielt der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall den Auftrag zur Lieferung von zunächst 30 Systemen für insgesamt 300 Soldaten. Schon im Januar 2013 erfolgte die Bestellung eines zweiten Loses für weitere 60 Infanteriegruppen mit insgesamt 600 Soldaten.
Bei den ersten ab März 2013 bei der Bundeswehr eingeführten 90 Gruppensystemen des IdZ-ES stand noch die Zehn-Mann-Gruppe im Fokus während bei den im Jahr 2020 ausgelieferten 68 Systemen für rund 2.460 Soldaten der Zug als kleinstes Planungselement im Einsatz betrachtet wurde. Im Rahmen der Obsoleszenzbeseitigung wurden Komponenten auf den neuesten Stand gebracht, was neben optimierter Funktionalität auch zu einer weiteren Verringerung des Gewichts beitrug. Die Lieferung der kompletten Zugsysteme wurde im Dezember 2020 abgeschlossen.
Am 26. Juni 2019 beschloss der Haushaltausschuss des Deutschen Bundestags die Umrüstung von 41 Schützenpanzer Puma auf den Konstruktionsstand VJTF sowie die Beschaffung von zehn Zugsystemen Infanterist der Zukunft – Erweitertes System mit dem Konstruktionsstand VJTF 2023, die oft auch als IdZ-ES Plus bezeichnet werden. Zur neuen Ausstattung gehören unter anderem neue Funkgeräte, ein Ersatz des elektronischen Rückens, ein neuer Führungsrechner sowie eine Erneuerung bzw. Erweiterung des Führungsinformationssystems. Durch die bessere Vernetzung erhalten die Puma Besatzung und der abgesessene Schützentrupp ein gleiches aktuelles und umfassendes Lagebild und somit die Führungsfähigkeit der Panzergrenadiere vom Einzelschützen bis zum Kompaniechef.
Mit der Weiterentwicklung des bestehenden IdZ-ES zum IdZ-ES Plus sollten bekannte Kinderkrankheiten und Kritikpunkte der Nutzer bestmöglich behoben werden. Auch sollten neue Technologien eingeführt werden, da sich in diesem Bereich seit der Einführung des IdZ-ES im Jahr 2013 viele Veränderungen und Neuerungen ergeben haben. Der IdZ-ES Plus ist ein wichtiger Bestandteil des Systems Panzergrenadier, in dem die Soldaten mit dem Soldatensystem und dem Schützenpanzer Puma ein taktisches Element bilden. Bereits heute sind der Schützenpanzer Puma und der IdZ-ES aufeinander abgestimmt. Für die VJTF 2023 (L) wurden die Fähigkeiten beider Systeme jedoch nochmals signifikant erweitert und auch verbessert. Der Vertragspartner für das jetzt als System Panzergrenadier VJTF 2023 Führungsfähigkeit bezeichnete System ist die Firma Rheinmetall, sodass die Bundeswehr hier nur einen Ansprechpartner und Verantwortlichen hat, der die Anforderungen und Änderungen an seine Unterauftragnehmer weiterleitet. Somit liegt die Führungsfähigkeit mit Rheinmetall in einer Hand, wobei man sich natürlich sehr eng mit den Verantwortlichen im Heer und dem Beschaffungsamt der Bundeswehr abstimmt. Letztendlich sollen die Soldaten das beste System zur Erfüllung ihres Auftrags bekommen und dies kann nur durch einen intensiven und konstruktiven Austausch sowie eine sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit erfolgen.
IdZ-ES Plus
Das neue Soldatensystem IdZ-ES Plus umfasst gegenüber dem bereits bei der Bundeswehr eingeführten und genutzten IdZ-ES 68 Zugsystem nur die Führungsrelevanten Ausstattung des Soldaten. Die Peripherie der existierenden Seriensysteme IdZ-ES wird bestmöglich unterstützt und angebunden.
Zur Unterstützung des Führungsprozesses ist das System IdZ-ES Plus den Führungsebenen gerecht umgesetzt. Die Schnittstellen des Soldatensystems sind flexibel verwendbar, um eine Anpassung der Peripherie in der Auftragsvorbereitung, Auftragsdurchführung und bei den zukünftigen funktionalen Erweiterungen besser zu unterstützen. Im Verbund mit dem Administrations- und Vorbereitungssystem sowie einem Fahrzeug wie dem Schützenpanzer Puma VJTF kann das Soldatensystem im aufgesessenen Zustand kabelgebunden mit Energie und Auftragsdaten versorgt werden. Im abgesessenen Zustand operieren die Soldatensysteme autark und kommunizieren Daten und Sprache über die verfügbaren Funkgeräte. Das Soldatensystem kann mit zusätzlichen Sensoren, Optiken und Optroniken ausgestattet sein. Mehrere Soldatensysteme können eine Gruppe, einen Zug bzw. eine Kompanie bilden und kommunizieren miteinander sowie mit den Fahrzeugsystemen. Des Weiteren kann es mit externen Soldatensystemen über die JDSS-Schnittstelle kommunizieren und so einen multinationalen Einsatz unterstützen. Durch das Soldatensystem IdZ-ES Plus wird in Verbindung mit den Fahrzeugsystemen die Führungsfähigkeit des Systems Panzergrenadier mit Hilfe von handgehaltenen Funkgeräten bis zur Ebene Kompanie für die ab- und aufgesessen kämpfenden Panzergrenadiere gewährleistet.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik am Elektronischen Rücken der eingeführten Systeme des IdZ-BS und IdZ-ES. Während man beim IdZ-ES des Vorhabens „68 Zugsysteme“ den vorhandenen Rücken miniaturisierte und das Gewicht reduzierte, setzt man beim IdZ-ES Plus auf eine Lösung ohne den elektronischen Rücken.
Im Falle des IdZ-ES Plus werden die einzelnen Komponenten der Panzergrenadier-Ausstattung durch die im Rücken der Schutzweste liegende Schnittstellenbox verknüpft. An diese kann ein Getac MX50 Benutzerendgerät der Firma Logic Instrument angeschlossen werden, dass den Soldaten mit dem darauf installierten Führungssystem TacNet der Firma Rheinmetall bei der Durchführung von Missionen unterstützt. Die Karten-, Ziel- und Kommunikationsfunktionen des Soldatensystems werden mittels den Getac MX50 Tablet oder des Bediengeräts gesteuert. Optional kann hierfür auch das Bedien- und Anzeigegerät aus dem bisherigen IdZ-Systemen genutzt werden. Der Zugriff auf die Systemfunktionen und deren Konfiguration erfolgt über entsprechende Bildschirmmenüs.
Missionsdaten inklusive Kartenmaterial werden von einem Administrations- und Vorbereitungsrechner V110 on Logic Instrument über ein Missionsset auf das Getac MX50 Tablet übertragen. Hier ist es notwendig, das Soldatensystem in einem Fahrzeug aufsitzen zu lassen oder an einer Liegenschaftsausstattung anzuschließen. Das Soldatensystem wird über zwei Lithium-Ionen-Akkus an der Schnittstellenbox mit Strom versorgt. Bis auf das drahtlose Bediengerät, des OverEar Headset und das VHF-Funkgerät werden alle Komponenten des Soldatensystems über diese Akkus versorgt.
Beim Soldatensystem unterscheidet man zurzeit die folgenden drei Ausstattungsvarianten:
- Ausstattungsvariante Soldat
- Ausstattungsvariante Soldat, erweitert
- Ausstattungsvariante Militärischer Führer
Im Gegensatz zur Ausstattungsvariante Soldat, verfügte die Variante Soldat erweitert über das Getac MX50 Tablet und eine Legacy Schnittstelle in der Schutzweste. Der Militärische Führer hat zusätzlich ein VHF-Funkgerät. Abhängig von seiner Rolle und seinem Auftrag kann der Träger das Soldatensystems modular gestalten. Darüber hinaus kann der Träger des Systems die Platzierung der einzelnen Geräte durch die an der Schutzweste angebrachten MOLLE-Schlaufen nahezu frei wählen.
Der IdZ-ES Plus besteht aus mehr als 100 aufeinander abgestimmten Komponenten, Geräten und Ausrüstungsteilen. Darüber hinaus können auch Ausrüstungsteile des ursprünglichen Bestandssystems IdZ-ES gekoppelt werden. Die Komponenten des IdZ-ES Plus sind in drei Teilsystemen aufeinander abgestimmt und unter anderem hinsichtlich des Gewichts optimiert. Mit dem Teilsystem Bekleidung, Schutz- und Trageausstattung wird der Schutz gegen Umwelteinflüsse und Gefechtseinwirkungen realisiert und gleichzeitig die Schnittstellen für die übrige Ausrüstung bereitgestellt. Das Teilsystem Waffen, Optik und Optronik umfasst die Elemente für Aufklärung und Wirkung, die vor allem schnelle Reaktionsfähigkeit und höhere Wirkung ermöglichen, einschließlich der gesteigerten Fähigkeiten für den Kampf bei Nacht und schlechter Witterung. Den Kern für den Kampf im Rahmen vernetzter Operationsführung bildet das Teilsystem Command, Control, Computers, Communication and Information (C4I). Zu den Aufgaben gehören die Verarbeitung und Darstellung von Sensorinformationen, die Kommunikation und die Versorgung mit Energie.
(Quelle: Rheinmetall)Kernsystem – C4I
USB-Hub für Daten und Energie – Tectonica BANTAM CORTEX 120D
Waffen Push-to-Talk (PTT) Tasten – CeoTronics Wireless PTT
Sprechsatz und aktiver Gehörschutz mit PTT
- 3M Peltor ComTac XPI
- CeoTronics CT-MultiPTT 3C
- CeoTronics Sprechsatz In-Ear
Batterien – Bren-Tronics BT-70838-2/3 CV
Navigationsgerät – Rheinmetall GPS-Einheit
Benutzerendgerät – Logic Instrument Getac MX50 Tablet mit Rheinmetall VJTF Führungsfähigkeit Software TacNet
VHF-Funkgerät – Rohde & Schwarz SDHR 5000
UHF-Gruppenfunkgerät – Elbit Systems Deutschland PNR 1000
Augmented Reality
Bildverstärkerbrille mit Wärmebildmodul – Thales LUCIE II DIR
Helmdisplay – Challenge HMD Vision 2ST
Bewaffnung
5,56 mm x 45 HK G36A3 / IdZ Sturmgewehr
5,56 mm x 45 HK G36K A3 / IdZ Sturmgewehr
40 mm x 46 Abschussgerät HK AG G36A2 / IdZ
5,56 mm x 45 HK MG4A2 / IdZ Maschinengewehr
4,6 mm x 30 HK MP7A1 Maschinenpistole
12,7 mm x 99 Barrett / HK G82A1 mit ZF 624 x 72 Gewehr große Reichweite
(Waffen IdZ jeweils mit Rheinmetall Waffentastatur IdZ – Push to Talk / PTT).
Optik
Feuerleitgerät 40 mm – FN Herstal FCU-1.5M
Wärmebildvorsatz – Hensoldt IRV 600 A1
Wärmebildzielgerät kurze Reichweite – Qioptiq Dragon Compact 640
Wärmebildzielgerät – AIM WBZG-M2 + Biokular Tagkanal
Laserlichtmodul – Rheinmetall VarioRay LLM-VR
Nachtsichtvorsatz mittlere Reichweite – Hensoldt NSV 600-A1
Zieloptik mit Reflexvisier – Hensoldt RSA-S
Zieloptik – Zeiss ZO 4×30-IdZ
Optronik
Wärmebildbeobachtungsgerät – Jenoptik NYXUS BIRD
Spektiv – Zeiss Spotter 60-IdZ
Messfernglas / Binokular – Safran Vectronix Vector 21 BT Nite
Messfernglas / Monokular – Safran Vectronix Moskito GPS BT
Bekleidung, Schutz- und Trageausstattung
Schutzweste IdZ-ES Plus – Hexonia – inkl.
- Ballistische Schutzelement SK1 + SK4
- Unterziehschutzweste mit Stichschutz
- Hüftgurt
- Unterleibschutz
- Taschensatz
Opscore Gefechtshelm – Hexonia Basishelm IdZ 2
Bekleidungssystem – Hexonia – u.a. bestehend aus
Unterwäsche lang
Wollunterwäsche, leicht
Wollunterwäsche, schwer
Fleecejacke
Isoschicht II Kälteschutzjacke, inkl. Kompressionsbeutel
Isoschicht II Kälteschutzhose, inkl. Kompressionsbeutel
Fäustling, Kälteschutz mit Kontakthandschuh
Kampfhandschuh, taktil
Fingerhandschuh, Nässe-/Kälteschutz
Kampfjacke, kurz
Kampfjacke, lang
Kampfhose
Haltegurt mit Hosenträger
Combatshirt SK
Übergezogene Nässeschutzjacke
Übergezogene Nässeschutzhose
Untergezogene Wetterschutz Jacke
Untergezogene Wetterschutz Hose
Staubschutztuch
Integrierte Protektoren, Satz
Hartschalenprotektoren, Satz
Liegenschaftsausstattung
Rheinmetall Batterie Lade- und Lagersystem (Container)
Administrations- und Vorbereitungssystem – u.a. Logic Instrument V110 Notebook mit Rheinmetall VJTF Führungsfähigkeit Software AVR
Kartenaufbereitungsrechner – u.a. Logic Instrument V110 Notebook mit Rheinmetall VJTF Führungsfähigkeit Software KAR
Trusted Administration Workstation – u.a. Logic Instrument V110 Notebook mit Rheinmetall VJTF Führungsfähigkeit Software TAW
Kernsystem – C4I
Das C4I-System des IdZ-ES Plus bündelt den kompletten elektronischen In- und Output des Systems und ermöglicht somit den Zugriff aller Soldaten in der Gruppe auf die für den taktischen Einsatz notwendigen Informationen, wie beispielsweise der Koordinaten eigener Kräfte oder den Austausch von Lagedaten. Die Software TacNet wurde speziell für die Bedürfnisse der infanteristisch eingesetzten Kräfte entwickelt. Hierbei wurden die Benutzeroberfläche und die Bedienabläufe nach den aktuellen ergonomischen Erkenntnissen ausgelegt.
Die ballistische Überziehschutzweste inklusive Hüftgurt von Hexonia dient sowohl zur Aufnahme der ballistischen Schutzelemente sowie auch als Tragesystem, das je nach Bedarf mit oder ohne Hüftgurt und Rückenstütze konfiguriert werden kann. Optional können auch weitere modulare Schutzkomponenten angebracht werden. Durch Ziehen des Notabwurfs ist es möglich, die Schutzweste und den Hüftgurt in einer Notsituation schnell abzuwerfen. Die Unterleibschutzhülle dient zur Aufnahme des ballistischen SK1-/Splitterschutzpakets und kann optional an der Überziehschutzweste bzw. am Hüftgurt angebracht werden. Die im Rückenteil der Weste eingeschobene Hub-Halterung dient zur Kabelführung und zur Aufnahme der Schnittstellenbox sowie des Helm Legacy Adapters. Da der Hub von einer Schaumstofffläche umgeben ist, ergibt sich eine gerade Fläche zum Tragen des Rucksacks. Sofern eine verdeckte Trageweise notwendig ist, kommt eine Unterziehschutzweste zum Einsatz.
Das Getac MX50 Benutzerendgerät von Logic Instrument mt einem Intel Sytem-on-a-Chip (SoC) Prozessor unterstützt den Soldaten bei der Planung, Überwachung und Ausführung von Operationen, der Erkennung der operativen und taktischen Situation sowie beim Senden und Empfangen von Befehlen und Meldungen während der Durchführung von Operationen. Der Prozessor ermöglicht eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie einen niedrigen Energieverbrauch und erlaubt dem Soldaten das schnelle Einsehen, Bearbeiten, Senden und Empfangen von Daten. Zudem ermöglicht es den einfachen Zugriff auf spezielle Militäranwendungen, Blue und Red Force Tracking oder auch Informationen über die durchzuführende Mission. Das Tablet entspricht den aktuellen, gängigen und zukünftigen GSA Standards, wurde ausführlich getestet sowie nach Militärstandard 810G und 461G zertifiziert. Die robuste Beschaffenheit des Geräts lässt es Feuchtigkeit und weiteren Einflüssen standhalten und erlaubt den Einsatz auch unter extremen Wetterbedingungen von -21°C bis +60°C. Zudem kann es in EMC-Umgebungen betrieben werden und verfügt über die Schutzklasse IP67. Das 5,7-Zoll große Display zeigt einen breiten Betrachtungsbereich und ermöglicht aufgrund von Getacs LumiBond Bildschirmtechnologie eine Helligkeit von bis zu 480 Nits sowie die hervorragende Ablesbarkeit auch bei Sonnenlicht. Gesteuert wird das MX50 über Multi-Touch, so dass Soldaten das Gerät selbst bei Regen in unterschiedlichen Modi für Handschuhe, Berührungen oder Stifte bedienen können. Richtungstasten aus Gummi ermöglichen die Weiterverwendung des Tablets auch im Fall eines zerbrochenen Displays.
Das Benutzerendgerät erhält seine GPS-Signale vom PNR 1000 UHF-Gruppenfunkgerät. Mittels des drahtlosen Bluetooth Bediengeräts, das an der Picatinny-Schiene der Waffen befestigt werden kann, ist es möglich das Getac MX50 bei Bedarf ferngesteuert zu bedienen. Das Battle Management System TacNet von Rheinmetall stellt die softwareseitige Grundlage des IdZ-ES Plus, wobei auch hier viele Erfahrungen der Nutzer einflossen. Bislang waren zwei Systeme im IdZ-ES eingesetzt. Einerseits TacNet mit dem die Soldaten bereits sehr zufrieden waren sowie das Führungs- und Informationssystem des Heeres (FISH), dass eher weniger Nutzerakzeptanz erfuhr. Beim System Panzergrenadier VJTF 2023 sind sowohl der Puma VJTF als auch der IdZ-ES Plus mit TacNet ausgestattet. Das bislang verwendete FISH soll mittelfristig einem Battle Management System auf Basis von SitaWare Frontline der Firma Systematic weichen.
Die 390 g leichte Tectonica BANTAM CORTEX 120D Schnittstellenbox im unteren Teil der Hub-Halterung ist das zentrale Element für den Betrieb des Soldatensystems, da es das Energiemanagement und die Datenverteilung von den Funkgeräten an das Getac MX50 Bediengerät regelt. Es können zwei 10,8 Volt Lithium-Ionen-Systemakkus mit einer Kapazität von 6,4 Ah an das System angeschlossen werden, die in Taschen am Hüftgurt mitgeführt und mittels Y-Adapter mit der Schnittstellenbox verbunden werden. Ein Akkuwechsel im laufenden Betrieb ist problemlos möglich. Über die Schnittstellenbox wird das PNR 1000 UHF-Gruppenfunkgerät und das Getac MX50 Tablet mit Energie und Daten versorgt. Die Anbindung des Soldatensystems an den Schützenpanzer Puma VJTF erfolgt ebenfalls über die Schnittstellenbox. Mit dem auf der Hub-Halterung oberhalb der Schnittstellenbox montierten Legacy Adapter können verschiedene Zubehörgeräte an die Schnittstellenbox adaptiert werden. Rheinmetall hat für das Aufladen und Pflegen der Akkus auf Kompanieebene einen speziellen Container entwickelt, in dem diese softwaregesteuert, meist über Nacht, für den nächsten Kampftag betriebsbereit gemacht werden. Grundsätzlich können im Container die Akkus des Kernsystems sowie auch die normalen Akkus der Funkgeräte oder von weiteren Geräten wie beispielsweise dem Wärmebildzielgerät aufgeladen werden.
Das bereits mit dem IdZ-ES eingeführte Helm-Display verfügt über ein leuchtstarkes 800×600 Pixel OLED-Mikrodisplay mit hoher Auflösung und wird über zwei Taster bedient. Zusätzlich sind eine Sehstärkeanpassung und eine verschiebbare Umgebungslichtblende am Gehäuse integriert und auch für die Bedienung mit Winterhandschuhen ausgelegt. Durch die zusätzliche Einblendung von Informationen in das Helm-Display kann die Wahrnehmungsfähigkeit des Soldaten erhöht werden. Mit Hilfe des Helmkompasses und der angezeigten Feindsymbole weiß jeder Schütze, aus welcher Richtung eine mögliche Bedrohung kommt, kann sich ohne langwieriges Orientieren sofort an die Bedrohungslage anpassen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen.
Mittels des Sprechsatzes ist eine gleichzeitige Kommunikation in mehreren Funkkreisen möglich. Die Sprechsatzelektronik CT-MultiPTT 3C von CeoTronics, die üblicherweise an der Schutzweste befestigt wird, verfügt über drei Audioanschlüsse und kann damit die beiden Funkgeräte und die Bordverständigungsanlage des Schützenpanzer Puma VJTF zur Sprachkommunikation anschließen. Es besteht keine elektrische Verbindung zum Bediengerät, sondern nur zu den Funkgeräten. Somit kann der Audiopfad unabhängig vom Bediengerät benutzt werden. Die drahtlose, mittels Bluetooth Low Energy angebundene, Push-to-Talk (PTT) Einheit dient zum Aktivieren und Steuern der Sprechsatzelektronik. Der Sprechsatz ermöglicht es dem Soldaten in Verbindung mit taktischen Funkgeräten und der Bordverständigungsanlage eine zuverlässige Kommunikation selbst in Situationen mit hoher Lärmbelastung. Darüber hinaus kann der Soldat mit normaler Lautstärke sprechen. Störende Umgebungsgeräusche werden durch eine Elektronik und Komponenten im Systemverbund reduziert. An der Sprechsatzelektronik werden das ComTac XPI Headset von 3M Peltor und das In-Ear Headset von CeoTronics angeschlossen. Das In-Ear Headset besteht aus einem Kabel mit Verbindungstecker und zwei Ohrhörern mit austauschbaren Ohrstöpseln in verschiedenen Größen. Der rechte Ohrhörer beinhaltet zwei miniaturisierte Mikrofone sowie einen Lautsprecher. Das ComTac XPI Headset bietet Schutz gegen lauten Impulslärm, da schädliche Schallpegel wirkungsvoll gedämpft werden, normale Umgebungsgeräusche aber problemlos wahrgenommen und sogar verstärkt werden können. Jeder der beiden Ohrhörer verfügt über zwei miniaturisierte Mikrofone und einen Lautsprecher.
Das 360 g leichte UHF-Gruppenfunkgerät PNR 1000 von Elbit Systems Deutschland mit integriertem GPS-Empfänger, das den taktischen Bereich des UHF-Bands von 225 MHz bis 512 MHz abdeckt, hat einen eigenen Akku zur Energieversorgung. Das Funkgerät ist als leistungsstarke SDR-Plattform zur Unterstützung abgesessener Soldaten in jedem Gelände ausgelegt. Die besonders leichte E-LynX-Soldier-Konfiguration wurde speziell für Infanterie-, Spezialkräfte und Anti-Terror-Einheiten entwickelt und weist daher nur minimalen Gewichts-, Größen- und Energiebedarf auf. Das Funkgerät kann zur Übertragung von Sprache und Daten mobile Ad-hoc-Netze (MANETs) bilden. Dies bedeutet, dass es keine direkte Verbindung zwischen dem Sender zum Mast bzw. Empfänger geben muss, sondern dass jeder Teilnehmer des Funkkreises gleichzeitig auch ein Sender, Empfänger, und Weitergeber der Daten ist. Hierdurch lassen sich in ungeeignetem Gelände große Strecken überbrücken, ohne dass eine besondere Infrastruktur aufgebaut werden muss.
Das Multiband Funkgerät SDHR 5000 von Rohde & Schwarz mit eingebautem GPS-Empfänger und einer Reichweite von bis zu 7 km, das im Frequenzbereich von 30 MHz bis 512 MHz betrieben werden kann, wird über einen eigenen Akkus mit Energie versorgt. Die Datenübertragung des 1,2 kg Funkgeräts erfolgt über die Schnittstellenbox durch eine Ethernet Verbindung. Im Gegensatz dazu werden die Audiosignale direkt vom Funkgerät zur Sprechsatzelektronik geführt. Das Funkgerät kann mit einer Festfrequenz oder der SOVERON WAVE Tactical Network Waveform (TNW) verwendet werden. Die Systemlösung SOVERON arbeitet mit den hochdatenratigen und störsicheren SOVERON WAVE Wellenformen für den taktischen robusten Einsatz auf der Ersten Meile, also passgenau für das Spektrum von Anforderungen an einen Gefechtsverband für Landes- und Bündnisverteidigung wie auch für internationale Einsätze zur Krisenbewältigung. Das taktische Funkkommunikationssystem SOVERON von Rohde & Schwarz besteht aus SOVERON D, dem Fahrzeugfunkgerät SOVERON VR, und dem SOVERON HR-Handfunkgerät, in Verbindung mit SOVERON WAVE für die vernetzte, gesicherte und störfeste Übertragung von Sprache und Daten in nahezu Echtzeit. Alle Geräte der SOVERON Wellenform-Familie bieten die MANET-Funktionalität (MANET / Mobile Ad hoc Network). Damit ausgestattete Funkgeräte fungieren als Router im IP-Netzwerkverbund und leiten die Informationen über weitere Kommunikationsknoten, sodass eine robuste störfeste Verbindung unter allen Umständen erhalten werden kann. Üblicherweise sind von den neun Soldaten im Schützenpanzer Puma VJTF jeweils der Gruppenführer und der Truppführer als militärische Führer neben dem PNR 1000 UHF-Gruppenfunkgerät auch mit dem SDHR 5000 VHF-Funkgerät ausgestattet.
Wie schon beim IdZ-ES so kommt auch beim System Panzergrenadier VJTF 2023 Führungsfähigkeit ein Gefechtshelm von OpsCore zum Einsatz an dem beispielsweise eine LUCIE II DIR Bildverstärkerbrille mit Wärmebildmodul ein Magnetkompass, das Challenge HMD Vision 2ST Helmdisplay oder ein Magnetkompass befestigt werden können.
Bekleidung, Schutz- und Trageausstattung
Die modulare, mehrschichtige und ergonomisch optimierte Bekleidung, Schutz- und Trageausstattung (BST) ist ein in sich geschlossenes und im Zwiebelschalenprinzip aufeinander abgestimmtes System, das die Auftragserfüllung unter extremen klimatischen Bedingungen in nahezu allen Klimazonen gewährleistet. Das System wurde hinsichtlich Körperregulierung und Schweißtransport auch vor dem Hintergrund einer robusten Nutzung mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit des Solddaten möglichst lange auf einem hohen Niveau zu halten, deutlich optimiert. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf die Passform der Einzelkomponenten gelegt, um die negative Wechselwirkung zu vermeiden und gleichzeitig den Erhalt der eigenen Funktionalität mit anderen Bestandteilen der Bekleidung, Schutz- und Trageausstattung zu gewährleisten.
Jedes Kleidungsstück ist flammhemmend, schwer mit Infrarotgeräten aufklärbar und mit Vektorenschutz beschichtet. Mit ihrem Zwiebelschalenprinzip soll die neue Bekleidung den Soldaten bei Temperaturen von +45° C bis -32° C wirkungsvoll vor Witterungseinflüssen schützen. Jede Bekleidungsschicht ist so konzipiert, dass sie entstehende Wärme und Feuchtigkeit vom Körper abführt. Abhängig von der Witterung und vom Einsatzgebiet steht sowohl kurze als auch lange Funktionsunterwäsche zur Verfügung. Diese ist hydrophil und nahtlos ausgelegt, wodurch Feuchtigkeit auf der Haut aufgenommen und an andere Schichten weitergeleitet wird. Für niedrige Temperaturen steht Wollunterwäsche in zwei verschieden schweren Qualitäten zur Verfügung. Zum Schutz gegen Projektile und Splitter dienen die bereits beschriebenen Überziehschutzweste mit Hüftgurt sowie die Unterziehschutzweste mit ballistischen Schutzelementen. Als Isolationsschichten dienen eine Jacke aus flammhemmenden Fleece sowie eine Jacke und eine Hose aus Loft-Material. Zum Schutz gegen Witterungseinflüsse gibt es den untergezogenen Nässeschutz, der unter dem Kampfanzug getragen wird, sowie den übergezogenen Nässeschutz. Der Kampfanzug selbst besteht aus einer Hose und einer Jacke in 5-Farb-Flecktarn. Dieser ist flammhemmend und verfügt auch über einen Vektorenschutz. Die Kampfjacke gibt es in einer langen Ausführung sowie in einer kurzen Ausführung speziell für die Panzergrenadiere, die für das Sitzen im Schützenpanzer optimiert ist. Die lange Kampfjacke mit ihren für das Tragen der Überziehschutzweste angepassten Taschen im Hüft- und Rückenbereich erinnert sehr stark an einen Smock. Zusätzlich stehen Hartschalenprotektoren sowie in den Kampfanzug integrierte Protektoren zur Verfügung. Der im Vergleich zum normalen Gefechtshelm der Bundeswehr bei gleicher Schutzfläche um 25 % leichtere OpsCore-Helm mit Adaptern für optronische Geräte und das Helm-Display schützt den Kopf des Soldaten. Die BST beinhaltet außerdem ein Handschuhsystem bestehend aus einem Kampfhandschuh mit integrierten Protektoren im Knöchelbereich, einem Nässeschutzhandschuh sowie einem Kälteschutzfäustling mit Kontakthandschuh.
Waffen, Optik und Optronik
Wie schon beim im März 2013 eingeführten IdZ-ES so erhält auch beim neuen System IdZ-ES Plus eine zehnköpfige Gruppe eine breite Palette an Waffen, Optiken und Optroniken mit Wärmebild- und Restlichtverstärkertechnik, die abhängig vom Auftrag eingesetzt werden können.
Die Bewaffnung der Gruppe besteht üblicherweise aus sechs 5,56 mm x 45 G36A3 / IdZ Sturmgewehren, zwei 5,56 mm x 45 G36KA3 / IdZ Sturmgewehren, zwei 40 mm x 46 HK AG G36A2 / IdZ Abschussgerätn sowie zwei 5,56 mm x 45 MG4A2 / IdZ Maschinengewehren. Bei Bedarf und abhängig von der Konfiguration stehen auch das Gewehr großer Reichweite G82A1 im Kaliber 12,7 mm x 99, die 4,6 mm x 30 Maschinenpistole MP7A1 sowie die Panzerfaust 3-IT zur Verfügung.
Das G36A3 / IdZ sowie das G36KA3 / IdZ verfügen über verstellbare Schulterstützen mit anpassbaren Wangenauflagen und zusätzlichen Handgriffen. Hierdurch wird das in den Anschlag gehen beim Tragen einer Schutzweste optimiert. Anstatt des ursprünglichen Tragebügels mit Visiereinrichtungen haben die beiden Sturmgewehre eine NATO-Picatinny-Schiene mit integrierter aufklappbarer mechanischer Notvisierung, auf der abhängig vom Auftrag und der Verfügbarkeit verschiedene Optik- und Optronik-Komponenten aufgesetzt werden können. Auch am vorderen Handschutz befinden sich weitere Picatinny-Schienen zur Anbringung eines Sturmgriffs oder weiterer Geräte wie Taschenlampen oder Laser-Licht-Modulen. Beim G36A3 / IdZ bietet die lange durchgängige Schiene auf der Unterseite vier Befestigungspunkte. Diese fällt beim G36KA3 / IdZ kürzer aus und verfügt nur über drei Befestigungspunkte.
Zur drahtlosen Anbindung an das Getac MX50 Tablet via Bluetooth kann das drahtlose Bediengerät Wireless PTT von CeoTronics mit Push-to-Talk (PTT) Funktion an den Picatinny-Schienen der Waffen angebracht werden. Die PTT-Funktion ermöglichen ein Betätigen der Funkgeräte ohne dass der Soldat die Hand von der Waffe nehmen muss und somit weiter auf das Ziel anhalten kann. Auch das Maschinengewehr MG4A2 / IdZ verfügt über Picatinny- Schienen zur Montage des drahtlosen Bediengeräts sowie eine verstellbare Schulterstütze. Ergänzt wird die Bewaffnung durch das Feuerleitgerät für den 40 mm x 46 Abschussgerät HK AG G36A2 / IdZ. Das Feuerleitgerät beinhaltet einen Laser-Entfernungsmesser und einen Neigungsmesser. Hierdurch werden Entfernung sowie Neigungswinkel zwischen Ziel und Schützen berechnet. Ein ballistischer Zielrechner ermittelt den genauen Abschusswinkel des Abschussgeräts. Ein Visier mit beweglichem rotem Absehen und korrektem Haltewinkel helfen dem Schützen beim Zielen. Durch die Verwendung des Feuerleitgeräts von FN mit der Anzeige des Haltewinkels und der Laser-Entfernungsermittlung liegt die Ersttrefferwahrscheinlichkeit bei mehr als 90 %.
Bewaffnung und Optronik
Die Bewaffnung besteht im Wesentlichen aus: Sturmgewehr G36KA3 / IdZ (kurz) und G36A3 / IdZ (lang), Maschinenpistole MP7A1, leichtes Maschinengewehr MG4A2 / IdZ, Abschussgerät AG G36A2 / IdZ (alles Heckler & Koch GmbH), Gewehr großer Reichweite G82A1 (Barrett/ Heckler & Koch GmbH), Panzerfaust 3-IT (Dynamit Nobel Defence GmbH). Mit dem IdZ-ES Plus werden die G36A3 / IdZ mit einem neuen Handschutz ausgestattet.
Die Sturmgewehre in der IdZ-ES Plus Ausstattung verfügen standardmäßig über die Zieloptik 4×30 und ein darauf montiertes RSA-S-Reflexvisier. Hiermit ist eine schnellere bzw. verbesserte Zielerfassung und -bekämpfung möglich. Das leichte Reflexvisier passt die Helligkeit seines Zielpunktes selbstständig an sich verändernde Lichtverhältnisse an. Dem Schützen bleibt es auch vorbehalten, die Zielpunkthelligkeit seinen individuellen Vorstellungen anzupassen. Das große Sehfeld der 430 g schweren ZO 4×30 ermöglicht dem Schützen trotz der vierfachen Vergrößerung den Überblick zu bewahren. Durch den Augenabstand zum Okular von 6 cm kann diese Optik auch auf Maschinengewehren eingesetzt werden. Die Sturmgewehre sowie die Maschinengewehre der IdZ-ES Plus Gruppe können darüber hinaus auch mit dem Laser-Licht-Modul Vario-Ray versehen werden. Das 230 g schwere Gerät verfügt neben einer Weißlicht-Lampe mit hoher Lichtleistung auch über einen Rotlicht-Laser-Markierer, einen Infrarotlicht-Laser-Markierer sowie einen elektrisch fokussierbaren Infrarot-Beleuchter. Die Auswahl der Lichtquelle erfolgt über einen Drehschalter, alle Lichtquellen sind stufenlos regelbar. Das Gehäuse ist wasserdicht bis zu einer Tiefe von 30 m. Die Weißlicht-Taschenlampe hat bei Dunkelheit eine Reichweite von mehr als 100 m. Die Reichweite des Rotlicht-Lasers bei Dunkelheit liegt bei ca. 1.000 m und reduziert sich bei Tag auf bis zu 80 m. Der IR-Markierer hat bei Dunkelheit sogar eine Reichweite von mehr als 2.000 m, wohingegen mit dem IR-Beleuchter Ziele angeblich bis zu 1.000 m Entfernung beleuchtet werden können. Jeder Soldat verfügt über eine Nachtsichtausstattung an der Waffe und am Helm und kann die Führungs- und Kommunikationsmittel nutzen, wodurch sich weitreichende Wirkungs- und Beobachtungsmöglichkeiten ergeben.
Die multispektralen Aufklärungsmittel können je nach Auftrag modular an den verschiedenen Waffen angebracht oder in der Hand benutzt werden. Einige Nachtsicht- und Wärmebildgeräte können mittels GPS den Standort von anvisierten Objekten aufnehmen und ermöglichen mittels Bluetooth die verzugslose Weitergabe eines Ziels an die Gruppe und den Gruppenführer. Bei der Thales-Nachtsichtbrille Lucie II DIR mit IR-Zusatzmodul kann die Wärmebildansicht eingeblendet werden. Auch kann die Nachtsichtbrille problemlos mit dem Reflexvisier RSA-S und dem Laser-Licht-Modul Vario Ray eingesetzt und somit Ziele bis zu einer Entfernung von etwa 150 m bekämpft werden. Für Ziele in größerer Entfernung ist der Einsatz der Zieloptik 4×30 mit dem adaptierten Nachtsichtvorsatz 600 A1 (NSV 600 A1) möglich. Beim 870 g schweren NSV 600 A1 handelt es sich um einen kompakten Restlichtverstärker mit einer Gen2-Röhre, der in Verbindung mit einer Tagoptik genutzt werden kann. Durch diese „Clip-On“-Lösung muss die gewohnte Tagoptik für den Einsatz bei eingeschränkter Sicht nicht entfernt werden, sondern kann auf der Waffe verbleiben. Neben dem NSV 600 A1 Restlichtverstärker verfügt die Infanteriegruppe auch über diverse Wärmebildgeräte. Das 390 g leichte Dragon Compact 640 von Qioptiq ist ein ultraleichtes Wärmebildgerät für kurze bis mittlere Entfernungen. Es kann in Verbindung mit Zieloptiken mit Vergrößerungen von ein- bis vierfach und auch in der Hand verwendet werden. Das Dragon Compact 640 kann auch als auf einer Waffe montiertes Wärmebildzielgerät und als Wärmebildvorsatzgerät für Sturmgewehre oder Maschinenpistolen eingesetzt werden. Über die Videoverbindung zum Legacy Adapter des IdZ-ES Plus kann der Soldat das Videosignal des Dragon Compact 640 über sein Getac MX50 Tablet oder das Helm-Display betrachten. Der etwa 1 kg schwere ungekühlte Infrarotvorsatz IRV 600 A1 ermöglicht das Zielen bei Tag und Nacht auf mittleren Entfernungen. Sowohl das Dragon Compact 640 als auch der IRV 600 A1 können problemlos vor eine Zieloptik aufgesetzt und wieder entfernt werden, ohne dass eine nachträgliche Justierung nötig wäre. Bei weiten Entfernungen von bis zu 1.500 m kommt das etwa 3 kg schwere gekühlte Wärmebildzielgerät (WBZG) M2 von der Firma AIM Infrarot-Module GmbH zum Einsatz. Es verfügt über eine automatische Kontrast- und Helligkeitsanpassung zur Aufklärung und zum Zielen mit Handwaffen bei Tag, eingeschränkten Sichtverhältnissen oder Dunkelheit. Das WBZG-M2 ist hauptsächlich für den Einsatz auf dem Gewehr großer Reichweite G82A1 sowie dem Maschinengewehr MG4A2 / IdZ vorgesehen. Ein integrierter Laser-Entfernungsmesser ermöglicht die präzise Bestimmung der Entfernung zum Ziel. Durch die Entfernungsdaten und den integrierten digitalen Magnetkompass kann das WBZG auch für die integrierte Feuerleitung herangezogen werden. Sofern das WBZG-M2 mittels eines Kabels am Legacy Adapter angeschlossen ist, können Zieldaten wie Entfernung und Richtung per Datenlink an die C4I-Ausstattung der Soldaten übertragen werden. In Verbindung mit dem Helm-Display kann das WBZG-M2 auch im indirekten Richten eingesetzt werden.
Visiermodule
Die Visiermodule bestehen hauptsächlich aus der Zieloptik 4×30, dem Reflexvisier RSA-S, dem Nachtsichtvorsatz NSV 600 A1, dem Infrarotvorsatz IRV 600 A1 (alles Hensoldt Optronics GmbH), Laser-Licht-Modul Vario-Ray (Rheinmetall Defence Electronics GmbH), der Lucie II DIR (Thales Components Corporation), dem Wärmebildzielgerät M2 (AIM Infrarot-Module GmbH), dem Dragon Compact 640 (Qioptiq Limited) sowie dem Feuerleitgerät 40 mm (FN Herstal). Als Aufklärungsausstattung verfügt die Infanteriegruppe über das Wärmebildbeobachtungsgerät NYXUS BIRD, das Spektiv Spotter 60 IdZ, das Messfernglas Monukular Moskito GPS/BT sowie das Messfernglas Biokular Vector 21 Nite BT, wobei diese Ausrüstung abhängig vom Auftrag zusammengestellt und mitgeführt werden kann. Das NYXUS BIRD von Jenoptik bietet einen Tagsichtkanal und eine hochauflösende, ungekühlte Wärmebildkamera. Durch die Überlagerung beider Kanäle wird die Möglichkeit für optimale Beobachtungsoperationen geschaffen. Ein augensicherer Laser-Entfernungsmesser, der integrierte Magnetkompass sowie die Schnittstelle zur Daten- und Bildübertragung ermöglichen die Zielpositionsermittlung
und Datenübermittlung an die Gruppe oder die höhere Führungsebene. Die Aufklärungsreichweite liegt bei mehr als 4.000 m. Das Moskito GPS/BT von Safran Vectronix verbindet viele vom Infanteristen benötigte Funktionen wie Fernglas, Nachtsichtgerät, Entfernungsmesser, Neigungssensor, GPS-Empfänger und Kompass in einem Gerät. Die Messreichweite des 1,2 kg schweren Gerätes liegt laut Aussagen der Industrie bei bis zu ca. 10 km. Bei Tagsicht ist eine fünffache Vergrößerung gegeben, bei Nacht vergrößert das Gerät dreifach. Das etwa 2 kg schwere biokulare Vector 21 Nite BT von Safran Vectronix mit siebenfacher Vergrößerung ermöglicht durch seinen integrierten Restlichtverstärker ein nahezu ermüdungsfreies Beobachten auch bei Nacht. Dank integrierter Bluetooth-Funktion lassen sich alle erfassten Daten sehr einfach in den Kernrechner übertragen.
Ausblick
Auch zukünftig ist die Beschaffung von weiteren IdZ-ES Systemen vorgesehen. Es bleibt jedoch abzuwarten, in welchem Umfang Modernisierungsmaßnahmen und Neuentwicklungen erfolgen werden. Zukünftig ist geplant, vornehmlich IT-Standardkomponenten im Rahmen der Projektführung IdZ-ES für den Anteil C4I zu nutzen, die die Anforderungen der IT-Strategie der Bundeswehr vollumfänglich erfüllen. Für die Zukunft schaut die Projektleitung IdZ-ES zusammen mit den zukünftigen Nutzern sehr genau auf sich abzeichnende Neuerungen im Bereich der bildgebenden Sensorik und den möglichen Einsatz von teilautonomen Aufklärungssystemen. Hier sind insbesondere Kleinstdrohnen und Kleinstroboter von besonderem Interesse.